KUOTA Kraftwerktrophy 15.05.2010
Samstag 15.Mai 2010 5:00 Uhr. Der Wecker läutet. Der erste Blick aus dem Fenster lässt nichts Gutes erahnen. Ziemlich starker Wind und Bewölkung aber zum Glück kein Regen – noch kein Regen.
Wichtig wäre nun ein passendes Frühstück. Viel oder wenig und was soll ich essen um die nächsten Stunden ohne Hungerast zu überstehen – das ist die Frage. Hab ich schon alles was wir brauchen werden eingepackt? Die Zeltplanen, das Gestänge, das Rad, die Verpflegung. All zu viel Zeit darf ich mir nicht lassen, denn um halb 7 ist schon Treffpunkt auf der Donauinsel. Das Zelt muss aufgestellt werden, sämtliche Vorbereitung müssen noch getroffen werden um die Verpflegung aller Starter gewährleisten zu können. Der VCS startet übrigens mit 3 Einzelfahrern (Berni, Hans und ich) und 2 Staffeln (VCS 1 – Hans, Markus, Sali und VCS 2 – Dieter und Leo) wobei eine leider nur aus 2 Startern besteht, also insgesamt 8 Aktive. Ulli geht diesmal „Fremd“ und startet mit Johanna Hack in einer Staffel als Vorbereitung auf das RAAM. Für die Verpflegung haben sich Ernst, Regina, Traude und Susi zur Verfügung gestellt. Vielen Dank an dieser Stelle, denn die Bedingungen sollten nicht nur für die Aktiven an diesem Tag äußerst unangenehm werden.
Zu Hause kann ich es nicht mehr wirklich aushalten, zu viel geht mir durch den Kopf. So sind Susi und ich schon kurz nach 6 Uhr bei der Steinspornbrücke und transportieren sämtliches Equipment zum Startgelände. Alle Anderen treffen pünktlich ein und so beginnen wir gemeinsam unser neu erstandenes VCS-Zelt aufzubauen. Nun hat es sich bewährt, dass wir einige Tage zuvor einen Probelauf für die Montage durchgeführt haben.
Kurz vor 8 Uhr haben unsere Betreuer die Positionen bezogen und die Starter können sich entsprechend aufwärmen. Schon werden wir aufgefordert uns im Startgelände zur Fahrerbesprechung einzufinden. Der Puls steigt! Übrigens wieder einmal perfekte Organisation der 2 Radchaoten wie auch schon bei den letzten Langstreckenrennen.
Punkt 8 Uhr der Startschuss. Jetzt gilt es sich einmal im Fahrerfeld zu orientieren, den Anschluss an die ersten Gruppen nicht zu verpassen andererseits nicht schon zu Beginn zu überdrehen. Dabei fallen mir wieder die Worte meines Trainers ein. Auf den Puls schauen und nicht auf das Trinken vergessen – also gleich den ersten Schluck. In meiner Gruppe ist auch Hans Leisser, den ich heute besonders stark einschätze. Unsere Staffel „VCS 1“ sehe ich schon lange nicht mehr. Hans, Markus und Sali wollen es heute wissen – sie geben Vollgas! Auch Berni ist heuer besonders motiviert, nach dem er ein Jahr zuvor nach Rückenproblemen in guter Position aufgeben musste. Heuer sollte es aber gelingen einen Topplatz zu erreichen. Auch Dieter und Leo versuchen trotz Rumpfmannschaft gute Figur zu machen. Und das gelingt ihnen wirklich hervorragend.
Vier Stunden sind vergangen, Das Tempo noch immer mörderisch hoch. Für mich leider und überraschender Weise zu hoch. Krämpfe stellen sich ein. Jetzt schon, na das kann noch was werden denke ich mir. Ich muss die Gruppe mit der ich die letzten Stunden unterwegs war ziehen lassen und mich kurz von Susi laben lassen. Während ich pausieren muss, ziehen die einzelnen Fahrerfelder an mir vorbei – und das mit enormem Tempo, trotz unvermindert starken Winds.
Beeindruckend unsere Einzelfahrer und Teams die sich im Spitzenfeld aufhalten. Verbissen versuchen sie nicht nur den Anschluss nicht zu verlieren sondern Ihrerseits andere Konkurrenten abzuschütteln.
Auch ich steige wieder in das Rennen ein und kann mich wieder in ein passendes Feld einreihen.
Der Wind wird immer stärker. Jetzt sind ca. 7 Stunden vergangen und es setzt doch noch Regen ein. Zuerst noch mäßig aber danach immer heftiger. Das Fahrerfeld reduziert sich auf Grund der Wetterbedingungen. Viele wollen sich nicht mehr länger dem Regen und dem Wind ausliefern und beenden ihr Rennen vorzeitig.
So muss ich schlussendlich viele Runden als Solist absolvieren, kann aber ab und zu mit einer Gruppe einige Runden herunterkurbeln.
Die Nässe beginnt schön langsam durch die inzwischen angezogene Regenjacke und die Radbekleidung bis auf die Haut durchzudringen. Bei der Fahrt gegen den Wind ist das nicht wirklich angenehm.
Meine Muskulatur hat sich soweit erholt. Es sind zwar keine Spitzenrunden mehr drinnen aber ich bin soweit zufrieden zumal die Zeit auch im Flug vergangen ist. Ich biege in die Start- Zielkurve ein und aus dem Lautsprecher klingt – „die letzte Runde, die letzte Runde“. Ich glaube es kaum, ich habe es auch diesmal geschafft. Nur noch diese Runde. Mit Ulli, mit dem ich schon die letzten Runden gefahren bin nehme ich nun die letzte in Angriff. Einmal noch gegen den Wind bei starken Regen, nur mehr 9 Grad und immer größerer Dunkelheit. Nun noch mit Rückenwind Richtung Steinspornbrücke. Ich träume schon von einer warmen Dusche. Da geht es schon das letzte Mal hinauf zur Start- Zielgeraden und durch das lang ersehnte Ziel. Freude und Erschöpfung vermischen sich.
Berni hat es tatsächlich geschafft und in der Gesamteinzelwertung den hervorragenden 3. Platz mit 448 km erkämpft. Ebenso unsere Mannschaft mit Hans, Markus und Sali, die wie Berni bis wenige Runden vor Schluss noch um den 2. Platz (486 km) mitmischten. Hans Leisser hat in der AK mit 420 km alle hinter sich gelassen und meine Hoffnung auf eine Topplatzierung mehr als erfüllt. Auch ich bin mit meinem 4. Platz (386 km) in der AK schlussendlich zufrieden. Überraschend gut haben sich auch Dieter und Leo gehalten, die sich mit 420 km sehr gut platzieren konnten.
Nun heißt es so schnell wie möglich Zelt abbauen, die Sachen zu den Autos zu transportieren und in trockene Bekleidung zu schlüpfen. Alle helfen nun zusammen um so schnell wie möglich aufbrechen zu können. Susi und ich fahren nach Hause. Wir sind beide von der Kälte und der Nässe gezeichnet und können daher leider nicht an der Siegerehrung teilnehmen.
Eigentlich eine „historische“ Siegerehrung für den VCS, der einmal mehr mit Topplatzierungen auf sich aufmerksam machen konnte.
Wir können auf uns stolz sein!